Wissenswertes über das Malen
mit Aquarellfarbe
1. EINLEITUNG
Nur
Wasserfarbe?
Aquarell bedeutet in der Übersetzung "Wasser", "mit Wasser
malen", "Farben in Wasser lösen", allgemein "Wasserfarbe".
Aquarell ist eine der verschiedenen Möglichkeiten mit wasserlöslichen Farben zu malen.
Der Begriff "Wasserfarbe" beinhaltet die Gruppen "Gouache",
"Deckfarbe" und "Aquarell". Während man die meisten Farbsysteme nach
ihrem Bindemittel bezeichnet: Leimfarben, Ölfarben Acrylfarben, u.s.w., ist das
Verteilungsmittel (Malmittel) "Wasser" für das Aquarell maßgebend.
Papier
ist mehr als nur der Farbträger
Allgemein werden die Wasserfarben in lasierende und deckende
unterschieden. Das wesentliche Kennzeichen der Aquarellmalerei ist die
"Lasurtechnik": dabei schimmert der Malgrund (weißes Aquarellpapier) oder eine
darunter liegende Farbe durch die transparente Farbe hindurch. Da in der Aquarellmalerei
die Farbe Weiß (als Deckweiß) nicht verwendet wird, ist der Malgrund fast
ausschließlich weiß. Als reines Weiß bleibt der Malgrund ausgespart. Durch die
Verdünnung der Farbe mit Wasser wird die Farbintensität gesteuert. Daraus ergeben sich
die besonderen Anforderungen einerseits an die Farbpigmente, die Binde- und Netzmittel und
andererseits an die Maltechnik und Werkzeuge (Pinsel) und natürlich auch für das Papier.
Aquarellfarbe
und die Techniken
Die Verdünnung der Aquarellfarbe beeinflusst deren
charakteristische Durchsichtigkeit und Lichtintensität. Das Wasser und die Wassermenge
haben so entscheidenden Einfluss auf die Gestaltung. Die eigentliche Technik der
Aquarellmalerei ist das "Lasieren". Darunter versteht man die Farbmischung durch
Überlagerung farbiger Flächen. Natürlich kann ein Farbwert auch im Malkasten gemischt
und aufgetragen werden. Aber auch diese vorher angemischte Farbe behält ihre Transparenz.
Diese Lasurtechnik erfordert, dass man von Hell nach Dunkel malt.
Technisch gesehen ist das Aquarell eine Aufschwemmung von Farbpigmenten mit Gummiarabikum
als Bindemittel. Das Wasser dient als Lösungsmittel. Die Pigmentdichte ist so gering,
dass der Malgrund nicht abgedeckt wird. Die Farbpigmente müssen daher hochwertig, von
feinster und gleichmäßiger Beschaffenheit sein. Die feine Verteilbarkeit der Pigmente
wird durch Netzmittel ermöglicht. Die Pigmente sollten von ihrer Struktur her Lasurfarben
sein. Deckfarbenpigmente wie "Neapelgelb" sind weniger für Aquarell geeignet.
Natürlich kann man auch deckende oder halbdeckende Pigmente lasierend verarbeiten,
vorausgesetzt, dass die Farbteilchen so fein verteilt werden, dass der Malgrund
hindurchscheinen kann.
Von den lasierenden Wasserfarben (Aquarell) unterscheidet man die deckenden Wasserfarben:
Gouache, Deckfarbe, Tempera. Im Englischen wird der Unterschied Aquarell - Deckfarbe
deutlicher. Im Gegensatz zu "watercolour" bezeichnet man die deckende
Wasserfarbe mit "bodycolour". Wasser bedeutet hier nicht das Malmittel
"Wasser" sondern steht vielmehr für "Transparenz" und
"Durchsichtigkeit" gegenüber "Körper" als Ausdruck für dicht,
deckend und körperhafte Malweise.
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2. PAPIER UND ARBEITSMITTEL
Papier
Aquarellpapiere gibt es als Einzelblätter und als Block. Sie haben
unterschiedliche Oberflächenstrukturen z.B. rauh, gekörnt, gehämmert, die auf das
Malergebnis Einfluss haben. Wenn Sie Einzelblätter verwenden, sollten Sie diese vor der
Arbeit auf einer geeigneten Platte mit Nassklebeband "aufziehen", um einer
Wellenbildung des Papiers entgegenzuwirken. Da dies relativ aufwendig ist, sind seitlich
vorgeleimte Blöcke in der Handhabung um ein vielfaches praktischer. Aquarellpapiere haben
eine gute Saugfähigkeit und eine hohe Stabilität. Das liegt zum einem an der
Verfahrenstechnik zur Herstellung von Aquarellpapieren und zum anderen natürlich auch an
der Dicke des Papiers. Verwenden Sie Aquarellpapier ab einer Stärke von 165 g/m² und
stärker.
TIPP: Erwerben Sie möglichst gleich zwei oder mehr
Aquarellblöcke. Ihr fertiges Werk sollten Sie nämlich erst nachdem es vollkommen
durchgetrocknet ist von dem Aquarellblock trennen, da sich ansonsten das Blatt verzieht
und wellig wird. Nichts ist aber ärgerlicher als Warten in einer kreativen Phase. Mit
einem weiteren Aquarellblock verhindern Sie solche Zwangspausen.
Pinsel
Es gibt Pinsel aus Echthaar und aus synthetischem Material. Die Aquarellpinsel
aus Echthaar sind weicher und besser zu handhaben; der höhere Preis zahlt sich in jedem
Fall aus. Man malt je nach Technik und Motiv mit Flach- oder Rundpinseln. Zum Malen von
Hintergründen und großen Flächen sollten Sie sich einen breiteren Flachpinsel
anschaffen (18 oder 22 mm), für feine Formen und Linien eignen sich kleine Rundpinsel.
Wasserglas,
Mischpalette, Schwamm, Baumwolltuch
Zum Auswaschen der Pinsel benötigen Sie ein großes Wasserglas. Zum
Mischen der Farben empfiehlt es sich eine Mischpalette aus Kunststoff zu verwenden. Zwar
befindet sich in den meisten Aquarellkästen ebenfalls eine Klapp-Palette; die Reinigung
einer separaten Mischpalette ist aber um einiges einfacher. Ein kleiner Schwamm ist
nützlich zum Auftupfen von überschüssigem Wasser oder überschüssiger Farbe. Gerne
werden auch Naturschwämme in der Aquarellmalerei verwendet, die mit ihren natürlich,
unregelmäßigen Poren interessante Texturen schaffen. Mit einem Tuch aus Baumwolle
können Sie die Farbe vom Pinsel abstreifen oder Farbe auftupfen.
Feldstaffelei
Grundsätzlich ist für die Arbeit im Feld eine Feldstaffelei sehr zu empfehlen.
Handelsübliche Feldstaffeleien lassen sich mit wenigen Handgriffen für waagerechte
Arbeiten, wie z.B. in der Aquarellmalerei, umstellen. Wer häufig malt oder sich an
großformatigen Bildern versucht, wird erkennen, wie bequem es sich an einer guten
Feldstaffelei arbeiten lässt. Sie können im Sitzen und im Stehen malen und haben beide
Hände frei für Pinsel und Mischpalette.
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Aquarellpapier
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Aquarell-Pinsel
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3. WAS SIE FÜR DEN ANFANG BENÖTIGEN
- 2 geleimte Aquarellblöcke,
mindestens 165 g/m², besser mehr.
- 8 bis 12 Farben in Tuben oder in
Näpfchen. (Bei Näpfchen bitte immer einen Malkasten verwenden!).
- Pinsel 2, 4, 6, 8, 10 und 12 sowie
einen Flachpinsel 18 - 22 mm.
- Mischpalette aus Kunststoff.
- eventuell Feldstaffelei.
- eventuell weicher Bleistift oder
Zeichenkohle zum Vorzeichnen.
- Taschenmesser zum Abtrennen der
fertigen Blätter von dem Block.
- Schwamm, eventuell Naturschwamm.
- Lappen aus Baumwolle oder
Haushaltstücher aus Papier.
- 2 Gläser Wasser.
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4. FARBREGELN
- Aus den Grundfarben lassen sich alle Farben
mischen. Die Grundfarben selbst können jedoch nicht durch Mischen erzeugt werden.
- Dunkle Farbtöne erhält man, indem man beim
Mischen mehr Farbe zugibt, helle Farben erhält man wenn man beim Mischen mehr Wasser
zugibt.
- Dunkle Farben kommen optisch nach vorn,
helle Farben treten zurück.
- Komplementärfarben bilden den stärksten
Farbkontrast und steigern sich gegenseitig zu höchster Leuchtkraft. Untereinander
gemischt ergeben Komplementärfarben Grautöne.
- Vermischt man gelbe, blaue und rote Farben
untereinander erhält man braune Farbtöne.
- Es gibt warme und kalte Farben. Je höher
der Gelbanteil, desto wärmer die Farbe, je höher der Blauanteil, desto kälter die
Farbe.
5. TECHNIKEN
Techniken
für die Aquarellmalerei
An dieser Stelle wollen wir Ihnen einen kurzen Überblick über die gängigen Maltechniken
in der Aquarellmalerei geben. Selbstverständlich können die einzelnen Techniken weder
erschöpfend behandelt noch alle Möglichkeiten, die mit diesen vielseitigen Farben
denkbar sind, dargestellt werden. Es kann überdies außerordentlich reizvoll sein,
mehrere Techniken in einem Bild zu kombinieren. Lassen Sie sich also einfach von unseren
Tipps inspirieren, überwinden Sie die Scheu vor dem ersten Pinselstrich und starten Sie
mit uns in die Aquarellmalerei!
Das Malen mit Aquarellfarben erfordert eine gewisse Spontaneität
und doch Entschlossenheit bei der Verwendung der Farben; dabei lässt sich die
Eigengesetzlichkeit (z.B. das Verlaufen der Farben) dieser Malweise nicht ganz
unterbinden. Mit ein wenig Übung kann man jedoch lernen, die Malergebnisse zu steuern.
Grundkenntnisse über die Verwendung der Farben und Arbeitsmittel verschaffen Sie sich
recht schnell durch wiederholte Übungen. Auch das Erkennen von Farben, vor allem ihren
Mischungen und Wirkungen bedarf etwas Übung. Bei dem Malen mit Aquarellfarben ist nicht
die Verwendung vieler verschiedener Pinsel ist wichtig, sondern deren Anwendung wie die
Pinselhaltung, das Tempo und die Variation der Pinselführung. Der Pinsel wird in
verschiedenen Haltungen eingesetzt: Druck und Zug, mit der Spitze oder flach aufgesetzt.
Mit dem Pinsel werden Flächen gleichmäßig angelegt oder mit der Spitze fein gezeichnet.
Vorzeichnung
Eine Vorzeichnung soll das Aquarell nicht in eine kolorierte Zeichnung verwandeln sondern
Schwerpunkte und Bildgefüge festlegen. Wird eine Vorzeichnung angefertigt, eignet sich
dafür am besten ein weicher Bleistift der keine Furchen im Papier hinterlässt
in denen
sich die Farbe sammelt. Man kann auch Kohle verwenden. Rötel und Pastellkreiden können
beim Übermalen mit Aquarellfarbe Spuren hinterlassen. Tusche, Kugelschreiber und Tinte
sind lavierbar und können als Gestaltungsmittel eingesetzt werden. Es ist auch möglich,
mit Tusche über das fertige Aquarell zu zeichnen. Zum Erstellen einer Vorzeichnung als
Farblinienzeichnung eignet sich ein Pinsel mit feiner Spitze.
Nass-in-Nass-Technik
Die Nass-in-Nass-Technik eignet sich in besonderer Weise für den Einstieg ins
Aquarellieren. Die Farben werden auf feuchtem Papier vermalt; dadurch "blühen"
sie aus und laufen ineinander. Nass-in-Nass ist eine schnelle, spontane Malmethode, die
unvorhergesehene Wirkungen hervorzaubert mit feinen Strukturen und zarten
Farbübergängen. Werden lebhafte Farbmischungen gewünscht, wird die Farbe entsprechend
dicker angerührt. Bei dieser Malweise spielt der Zufall mit. Die Ergebnisse sind
unvorhersehbar, aber gerade deshalb aufregend. Nach einigen Übungen wird man Freude daran
bekommen, den Zufall zu lenken und Farbfluss und Farbmischung bewusst einzusetzen.
Nass-auf-Trocken-Technik
Die Nass-auf-Trocken-Technik ist besonders effektvoll in der Blumenmalerei. Sie besteht
aus zwei Arbeitsschritten. Als erstes wird der Hintergrund und ein grober Entwurf in der
Nass-in-Nass-Technik angelegt. Nach dem Trocknen gibt man einzelnen Blumen, Stängeln und
Blättern durch Übermalen Form und Umriss. Durch das Hervorheben einzelner Blüten und
Stängel entsteht Räumlichkeit und Tiefenwirkung. Wichtig ist es, dass die erste
Lavierung ganz trocken ist, damit beim Übermalen bzw. Lasieren die Farben, die übermalt
werden, nicht aufweichen und sich vermischen.
Deckfarbenaquarell
Unter Deckfarbe wird die deckende Überlagerung einzelner Farbschichten und nicht die
lasierende Wirkung der Farbpigmente verstanden. Die Grenze zwischen dem reinen Aquarell
und der Deckwasserfarbe ist fließend und oft schwer zu erkennen. Ein deutliches
Unterscheidungsmerkmal liegt in der Malweise. Sind die unteren Farbschichten heller und
bleiben als weiße Töne Papierstellen frei so spricht man von Aquarell. Sind die unteren
Farbschichten dunkler und liegen die helleren Farbtöne darüber und werden die Lichter
und hellsten Stellen mit Deckweiß gemalt, so spricht man von einem
"Deckfarbenaquarell".
Abdeck-Technik
In der Abdeck-Technik wendet man das Prinzip der Batik an. Es werden die Stellen mit einem
Batikstift (ersatzweise mit einer weißen Wachskerze) abgedeckt, die keine Farbe annehmen
sollen. Dies kann in mehreren Stufen geschehen. Auf den mit Wachs übermalten Stellen wird
die Wasserfarbe abgestoßen, es bleiben lediglich kleine Farbtupfen stehen. Diese werden
wahlweise in den kreativen Prozess einbezogen oder mit einem Tuch weggetupft.
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Sammelmappe
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6. REINIGUNG UND LAGERUNG
Waschen Sie Ihre Pinsel immer schnell mit Wasser aus, dann werden Sie
lange Freude daran haben. Auch die Tuben- und Näpfchen-Malkästen sollten stets sauber
gehalten werden. Lassen Sie außerdem die Pinsel nicht längere Zeit im Wasser stehen,
sowohl die Haare als auch die Holzstiele könnten darunter leiden. Eingetrocknete
Aquarellfarben können mit Wasser und Pinselseife entfernt werden. Bringen Sie die
sauberen, nassen Pinselspitzen wieder in ihre Ausgangsform und lassen Sie die Pinsel
liegend trocknen.
TIPP: Wenn Sie Ihre Arbeit für eine Weile unterbrechen müssen,
legen Sie ein feuchtes Tuch oder Haushalts-Klarsichtfolie über Ihre Mischpalette. So
verhindern Sie eine Zeit lang das Eintrocknen Ihrer Farben.
Während der Lagerung bewahren Sie Ihre Werke am besten an einem trockenem Ort in
einer Sammelmappe auf.
Vervielfältigung und Druck
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